KIT koordiniert zwei neue Helmholtz-Virtuelle-Institute

Kooperationen zur Umweltforschung am Toten Meer und zu anorganischen Nanomaterialien für druckbare Elektronik erhalten jeweils bis zu drei Millionen Euro von der Helmholtz-Gemeinschaft
Totes Meer

Freiluftlabor Totes Meer: pro Jahr sinkt der
Meeresspiegel um einen Meter (Foto: Ulrich Corsmeier)

Ab 1. Juli 2012 übernimmt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die Federführung bei zwei neuen Helmholtz-Virtuellen-Instituten: „Gedruckte Elektronik auf der Basis von Anorganischen Nanomaterialien: Vom Atom über funktionelle Komponenten bis zum Bauteil“ und „DESERVE: Prozessstudien zum Erdsystem unter den einzigartigen Bedingungen des Toten Meeres“. In den Virtuellen Instituten arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Helmholtz-Zentren und Universitäten im In- und Ausland gemeinsam an strategischen Forschungsvorhaben.

 

Federführend ist das KIT auch beim Virtuellen Institut „DESERVE: Prozessstudien zum Erdsystem unter den einzigartigen Bedingungen des Toten Meeres“, das Atmosphären- und Klimaforschung mit Erdwissenschaften und Wasserforschung kombiniert. „Das Tote Meer dient uns dabei als ‚Freiluftlabor‘ – in einem weltweit einzigartigen Natur- und Kulturraum, an dem wir einen schnellen Umweltwandel mit langfristiger Wirkung nachvollziehen können“, sagt Professor Christoph Kottmeier, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Forschungsbereich Troposphäre am KIT und Sprecher des Virtuellen Instituts. „Die Erkenntnisse, die wir dort über den Klima- und Umweltwandel gewinnen, sind auch auf andere Regionen übertragbar, in denen die Abläufe langsamer sind oder nicht mit so großer Wucht eingesetzt haben“. DESERVE befasst sich mit drei großen Herausforderungen: Umweltrisiken, Wasserverfügbarkeit und Klimawandel. Zum einen geht es um ein besseres Verständnis der Entstehung geophysikalischer Phänomene wie Einsturzlöcher (Sinkholes) oder ausgetrockneten Flussläufen (Wadis) mit gelegentlichen Sturzfluten (Flash Floods) durch Gewitter. Zweites großes Thema ist der Wasserhaushalt der Region, beispielweise Wasserverfügbarkeit und -versalzung sowie deren Auswirkungen auf die Wüstenbildung. Die Untersuchungen sollen Entwicklungsprognosen für die nächsten zehn bis 50 Jahre ermöglichen. Grundlage dafür sind Langzeitmessungen geophysikalischer Parameter wie Verdunstung, Zuflüsse und Erdkrustenbewegung. Detailstudien wechselwirkender Prozesse in Atmosphäre (Luft), Hydrosphäre (Wasser) und Lithosphäre (Boden) sowie Simulationen zur Vorhersage und Abwehr geophysikalischer Risiken sollen dabei entwickelt werden. DESERVE baut auf die Helmholtz-Expertise in den Disziplinen „Atmosphäre und Klima“,  „Erdkruste“ und „Wasser“ am KIT, dem Deutschen GeoForschungszentrum Potsdam (GFZ) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) auf. Weiterer Schwerpunkt ist die Förderung und Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter anderem mit Mentoring-Programmen sowie der Förderung von Start-Ups. Beteiligt sind außerdem Partner-Einrichtungen aus Israel, Jordanien, palästinensischen Gebieten und Deutschland. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert DESERVE in den nächsten fünf Jahren mit circa drei Millionen Euro.