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Das Abkommen nach Ablauf der zweiten Kyoto-Protokoll-Phase heißt Klimaschutz-Mandat und soll auf der COP21 in Paris konkretisiert und unterschrieben werden. Im Gegensatz zu den beiden Kyoto-Protokoll-Phasen sollen nicht nur die Industrieländer, sondern auch die Schwellen- und Entwicklungsländer (d. h. vor allem auch China) verbindliche Ziele unterschreiben. 

 

 

Dr.-Ing. Karl-Friedrich Ziegahn, Bereichsleiter Bereich 4, natürliche und gebaute Umwelt

"Ein internationales Klimaschutzabkommen wird von vielen Regierungen und Bürgern als wichtiges Millennium-Ziel verfolgt. Die Pariser Konferenz folgt einer Reihe von ergebnislosen Konferenzen. Damit sind im Vorfeld einerseits die Erwartungen gedämpft, zugleich aber die diplomatischen Bemühungen verstärkt worden. Frankreich hat sich als Gastgeber sehr engagiert, in Vorgesprächen wichtige Staaten wie China, Indien und USA zu zwar freiwilligen, aber verbindlichen Emissionsminderungszielen und individuell wählbaren Maßnahmen zu verpflichten. Allem Anschein nach scheint dieser ein erfolgreicher Weg zu werden.

Das Pariser Abkommen muß zu substantiellen und überprüfbaren Emissionsminderungszielen führen, die von den Unterzeichnerstaaten ernstlich angestrebt werden. Die Finanzierung der vielfältigen klimapolitischen Maßnahmen wird große Investitionen erfordern. Ohne eine klare Finanzierungsperspektive für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen wird es kein bedeutungsvolles Abkommen sein.

Optimistisch stimmt mich zum Beispiel, daß sich mit China und den USA die beiden größten Treibhausgasemittenten bilateral auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten und jeweils ambitionierte, wenngleich freiwillige, nationale Emissionsminderungsziele angekündigt haben: So will China 2030 den Wendepunkt seiner Emissionen erreichen und die Emissionsintensität seines Bruttoinlandsprodukts im Vergleich zu 2005 bis 2030 um 60- 65 Prozent reduzieren, die USA wollen ihre Emissionen gegenüber 2005 bis 2025 um 26- 28 Prozent reduzieren."

Prof. Dr. Harald Kunstmann, IMK-IFU, Stellvertretender Institutsleiter, Lehrstuhlinhaber Regionales Klima und Hydrologie Universität Augsburg, Teilnehmer der COP21

"Bis jetzt zeigt sich die CO2-Kurve mit ihrem diesjährigen Überschreiten der 400ppm noch unbeeindruckt von allen bisherigen Klimakonferenzen. Einzig globale wirtschaftliche Rezessionen konnten temporär den Anstieg etwas abschwächen. Die Signalwirkung schätze ich trotzdem als hoch ein. Denn langfristig werden sich die großen Finanzinstitute und ihre Geld- und Investitionsströme daran orientieren und somit den Abbau und den Verbrauch von fossilen Rohstoffen zurückfahren.

Das globale Klima sieht letztlich die Summe aller nationalen und regionalen Klimaschutzvorgaben und -Anstrengungen. Und es sind die einzelnen Summanden (i.e. nationale/regionale Vorgaben) die am Schluss die Summe ergeben. Es geht also nur über die Regionen!"

Prof. Dr. Peter Braesicke, IMK-ASF, Stellvertretender Institutsleiter - Gruppenleiter IAS
Modellierung der Atmosphäre als Teil des Erdklimasystems

"Globale Verträge können einen Rahmen vorgeben, in denen sich Nationen einordnen können. Allerdings können auch die Beispielwirkungen einzelner Nationen zur Nachahmung anregen. Das Fehlen eines globalen Vertrages sollte also nicht als Entschuldigung für Untätigkeit genutzt werden."

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Dr. Frank Hase, IMK-ASF, Bodengebundene Fernerkundung mit Fourier-Transformations-Infrarot-Spektrometern 

"Ich glaube, effektiver Klimaschutz erfordert unbedingt eine globale Perspektive und folglich das Zusammenwirken der ganzen Weltgemeinschaft. Bilanzierungen auf der nationalen Ebene können zu irreführenden Schlüssen führen, beispielsweise wenn die Regierungen westlicher hochentwickelter Gesellschaften auf von Ihnen erreichten Nachhaltigkeitsziele verweisen, während außer Acht gelassen wird, dass sich umweltschädigende, rohstoff- und energieintensive Produktionsprozesse im Rahmen der globalisierten Wirtschaftskreisläufe in Schwellenländer verlagern, aber letztlich noch immer zu einem erheblichen Anteil der Befriedigung unserer Bedürfnisse dienen."

Dr. Hans Schipper, Leiter des Süddeutschen Klimabüros am KIT

"Nach zwei Phasen des Kyoto-Protokolls wäre ein verbindliches Abkommen ab 2020 sehr sinnvoll. Der Unterschied zum Kyoto-Protokoll wäre, dass im Vertrag ab 2020 nicht nur die Industrieländer Verpflichtungen eingehen sollen, sondern auch die Schwellenländer. Das würde heißen, dass auch China und Indien mitmachen müssten. Da diese Länder mittlerweile für einen Großteil der weltweiten Treibhausgasemissionen zuständig sind, wäre das ein großer Schritt vorwärts.